Historie

+++ 125 Jahre  1891 – 2016 +++

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Sülfeld.

Aufgrund der Preußischen Brandwehrordnung vom 20. Juni 1776 werden ab 1867 auch in den Orten und Gemeinden der neuen Provinz Schleswig-Holstein sogenannte Brandwehren gebildet. Die Königliche Regierung zu Schleswig erlässt dazu am 15. April 1889 eine Polizei-Verordnung betreffend das Feuerlöschwesen auf dem platten Land. Danach sind in der Brandwehr alle männlichen Einwohner vom vollendeten 16. bis zum vollendeten 60. Lebensjahr dienstpflichtig.

Auch im Amtsbezirk Borstel wird die Brandwehr gebildet: am 21. Mai 1891 ernennt der Landrat den Uhrmacher Rudolf Prestien zum Brandmeister der für die Gemeinde Sülfeld neu einzurichtenden Brandwehr, den Tischlermeister Bornhöft zu dessen Stellvertreter sowie Schneidermeister Buthmann, Hufner Stolten, Gärtner Sorgenfrei und Kaufmann Ebeler zu Abteilungsleitern. Wenige Tage später schon muss die Brandwehr im Dorf ihr Können unter Beweis stellen: Am 30. Mai 1891 bricht in der reetgedeckten Kate des Hufners Stolten Feuer aus und greift mit rasender Geschwindigkeit um sich. Durch diesen Großbrand in der Dorfmitte werden zudem die Häuser von Fritz Scheel, August Finnern, Rudolf Peters, des Uhrmachers Rudolf Prestien sowie das Armenhaus eingeäschert; lediglich die Dorfapotheke bleibt wie ein Wunder von den Flammen verschont. Insgesamt werden 11 Gebäude ein Raub der Flammen.

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Foto der Freiwilligen Feuerwehr Sülfeld von 1895.

Im Löscheinsatz sind insgesamt etwa 22 Spritzen aus den Dörfern der Umgebung. Nach diesem Großbrand wird der Ruf nach einer voll einsatzfähigen Freiwilligen Feuerwehr in der Einwohnerschaft laut. Nicht zuletzt als Ausdruck machtvoller werdenden Bürgertums und des sich Lösens vom Gängelband des preußischen Obrigkeitsstaates wird im August 1891 die Freiwillige Feuerwehr Sülfeld gegründet. Doch erst im September 1893 genehmigt der Segeberger Landrat das Statut der Freiwilligen Feuerwehr Sülfeld. Im § 1 dieses Reglements heißt es: Zweck des Vereins: Die Freiwillige Feuerwehr ist ein Verein gesunder und kräftiger Männer, welche die Ehrenpflicht übernehmen, sich durch regelmäßige Übungen bei militärischer Disziplin die Gewandtheit, den Mut und die Ruhe anzueignen, welche nötig sind, um bei Feuersgefahr möglichst rasch und in zweckmäßiger Weise Hilfe zu leisten.

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Foto der Freiwilligen Feuerwehr Sülfeld von 1895.

Schneidermeister Ferdinand Buthmann vom Großen Graben wird Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr, also Wehrführer, Uhrmachermister Rudolf Prestien sein Stellvertreter. Die Wehr hat 23 Mitglieder, parallel gibt es im Dorf noch die Zwangs-Brandwehr. Geübt wird mit der einfachen Karrenspritze, als Feuerlöschteich dient der im Dorf gelegene Große Graben, ein Schleusenbecken des ehemaligen Alster-Trave-Kanals von 1529. Häufig werden die Wehrmänner auch zur Feuerbekämpfung in die umliegenden Orte gerufen. Ein eigenständiger Gesangverein wird in der Wehr gegründet.

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Foto der Freiwilligen Feuerwehr Sülfeld von 1928.

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs sind u.a. Brände der Kate von Bumann / Pathe, auf dem Anwesen von Johann Friedrich Scheel In der Ecke und der Großbrand der Sülfelder Dorfschule 1912 zu bekämpfen.

1930 erfolgt die Gründung eines Feuerwehrmusikzuges unter der Stabführung des Kameraden Rudolf Tegen. Anlässlich des 40 jährigen Bestehens der Wehr findet 1931 der 34. Kreisfeuerwehrverbandstag in Sülfeld statt. Mehrere Tage erfolgt 1932 die Bekämpfung des Großbrandes im Moor mit der neuen Motorspritze. 1933 brennt der Hof von Krüger in der Elmenhorster Chaussee nieder. Am 7. April 1934 werden die Freiwilligen Feuerwehren des Amtes Borstel in Löschzüge aufgeteilt: Löschzug I Sülfeld, II Oering, III Tönningstedt, IV Seth, V Borstel. Zur Aufrechterhaltung des Brandschutzes wird in der Gemeinde während des Zweiten Weltkriegs aufgrund der zahlreichen Einberufungen der Feuerwehrleute zum Kriegsdienst eine weibliche Löschgruppe gebildet. Unter dem Wehrführer Gärtnermeister Hermann Sorgenfrei gehören dieser Gruppe u.a. an: Gerda Kräft, Elfriede Peters, Luise Stolten. Die schlimmsten Einsätze fährt die Wehr während der Bombenangriffe auf Hamburg 1943 in der Hansestadt. 1945 kommt es zur Erweiterung der Amtswehr Borstel durch die Zusammenlegung der Ämter Borstel und Nahe um die Wehren Nahe, Itzstedt und Kayhude, eine erneute Trennung erfolgt 1950. In diesem Jahr erfolgt die Neugründung des Feuerwehrmusikzuges unter Karl Schürgers, kurze Zeit später führt Georg Büttner den Musikzug.

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Plakat großes Feuerwehrfest von 1947.

1951 findet zum 60 jährigen Bestehen der Sülfelder Wehr wiederum der Kreisverbandstag in Sülfeld statt. 1957 wird der Musikzug Sülfeld Kreismusikzug, er tritt 1958 in Bad Segeberg an der Spitze von 13.000 anwesenden Feuerwehrmännern anlässlich des Landesfeuerwehrverbandsfestes auf. Während der Flutkatastrophe   ist die Wehr 1962 zum Faschinenbinden im Segeberger Forst eingesetzt. 1964 ist Einweihung des neuen Feuerwehrhauses am Neuen Weg, die alte Einstellmöglichkeit auf der Hofstelle von Kurt Groth an der Elmenhorster Chaussee hat ausgedient. Im Oktober 1964 ist ein Großfeuer auf der Hofstelle von Hans Voss zu bekämpfen, und es findet der Amtsfeuerwehrtag des Amtes Nahe und der Gemeinde Sülfeld im Dorf statt. Zum Jahresbeginn 1965 steht das Gehöft Stahlbock in den Sülfelder Tannen in Flammen. Zum 75 jährigen Jubiläum 1966 erhält die Wehr ihre Fahne. Im gleichen Jahr ist die Wehr bei der Überschwemmungskatastrophe in Lübeck an der Wakenitz zum Pumpen im Einsatz. 1971 äschert ein Feuer den Geräteschuppen auf der Hofstelle Herbert Wrage ein; die Wehr erringt die bronzene Leistungsplakette des Landesfeuerwehrverbandes. Als Ersatz für das alte Leichte Löschgruppenfahrzeug LF 8, Baujahr 1942, kommt 1973 ein neues LF 8 in die Wehr. Seit 1962 verfügt die Wehr auch über ein Tanklöschfahrzeug TLF 8 des Zivilen Bevölkerungsschutzes. 1973 ist die Wehr beim Eisenbahnunglück der EBOE mit Todesfolge am innerörtlichen Bahnübergang im Einsatz. Im Sommer 1975 brennt die riesige Gutsscheune von 1740 mit Nebengebäuden in Borstel nieder.

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Foto der Freiwilligen Feuerwehr Sülfeld von 1981.

Der Unimog TLF 8 ist mit dem Schneeräumschild während der Schneekatastrophe 1979 pausenlos im Einsatz. Seit 1980 ist die Wehr per Funk an die Einsatzleitstelle in Bad Segeberg angeschlossen und verfügt ferner über eine mit Atemschutzgeräten voll ausgestattete Löschgruppe. Am 27. Juni 1981 findet im Dorf anlässlich des 90 jährigen Jubiläums der Wehr wiederum der Kreisfeuerwehrverbandstag statt.

Im März 1984 erhält die Wehr als Ersatz für das ausgemusterte Tanklöschfahrzeug ein neues Löschfahrzeug, LF 16 TS, des überörtlichen Katastrophenschutzes. Die Wehr geht damit auch weiterhin die Verpflichtung ein, im Gefahrenfall auch überregional eingesetzt zu werden. Die Gemeinde Sülfeld beschafft im Herbst 1985 ein gebrauchtes Tanklöschfahrzeug von der Gemeinde Rellingen, das bisherige LF 8 geht an die Wehr Tönningstedt. Am 7. Februar 1986 ist bei minus 13 Grad C der Brand eines reetgedeckten Wohnhaues im Ortsteil Petersfelde zu löschen. Aus Anlass   des 95 jährigen Feuerwehr – Jubiläums und des 35 jährigen Jubiläums des Feuerwehrmusikzuges beteiligt sich die Feuerwehr Sülfeld im Juni 1986 erstmals mit einer

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Feuerwehreinsatz 1987 Auenland.

Veranstaltung am landesweiten Schleswig – Holstein Tag im Ort. Es gibt ein richtiges Dorffest bei der Gastwirtschaft Scheel. Wenige Stunden später ist der Großbrand eines Wohnhauses in den Sülfelder Tannen zu bekämpfen. Am Freitag, 6. März 1987, brennt um 1.58 Uhr der ehemalige Traditions-Gasthof Kabels Gasthof, das seit zwei Jahre bereits leer gestandene legendäre AUENLAND, in der Ortsmitte vollständig nieder.

Im November 1988 findet die Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses im Bereich des Schulzentrums an der Oldesloer Straße statt. Die gesamten Baukosten belaufen sich auf 700.000 DM, unter Berücksichtigung erheblicher Eigenleistungen der Feuerwehrleute für ihre Unterkunft.

Das 100 jährige Bestehen der Wehr wird im Dorf gemeinsam mit dem 99. Kreisfeuerwehrverbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes Segeberg im Juni 1991 mit einem dreitägigen Fest gefeiert; u.a. der Oldtimer-Umzug mit Feuerwehrfahrzeugen aus allen Epochen ist noch vielen im Gedächtnis, aber auch der Festball in der Sporthalle mit den weltbekannten Los Paraguayos ist vielen noch präsent.

Wenige Monate später, im Herbst 1991, startet die Wehr Sülfeld eine beispielloses humanitäre Hilfsaktion: im Zeichen von Glasnost und Perestroika bringen die Feuerwehrleute in insgesamt 11 selbst organisierten Lkw – Konvois Hilfsgüter für soziale Einrichtungen direkt nach Minsk und in weitere umliegende Dörfer in Weiß-Russland. Bis Sommer 1996 beteiligen sich hieran unter der Leitung von Ulrich Bärwald insgesamt 30 Kameraden. Doch auch sonst unterstützt die Wehr humanitäre Hilfsprojekte; so wird das ohnehin angesetzte Schneevergnügen in der Gemeinde nach dem schrecklichen Erdbeben im Januar 2010 in Haiti spontan umorganisiert in Sülfeld rodelt für Haiti, am nächsten Tag kann eine stattliche Geldsumme an Ärzte ohne Grenzen   überwiesen werden, diese Hilfsaktion schafft es sogar am Abend ins Regionalfernsehen.

FFW 2013
Foto vor dem Feuerwehrhaus Freiwilligen Feuerwehr Sülfeld 2003.

Bereits im Sommer 2000 erfolgt auf Initiative des Berufsfeuerwehrmannes Karsten Gloede, heute der Sülfelder Gemeindewehrführer, die Gründung einer der ersten first responder Gruppen im Land. Seit Gründung ist die Truppe fast jeden zweiten Tag in der Gemeinde und der näheren Umgebung zur Rettung von Leben unterwegs. Dafür hat die Gemeinde als zusätzliches Fahrzeug ein MZF beschafft.

FFW Gloster Meteor 2006
Bergung der Gloster Meteor von 1947 im März 2006 im Tal der Norderbeste.

Pfingsten 2004 vernichtet ein Großfeuer am Fuerkiek in den Sülfelder Tannen vollständig ein großes Wohngebäude und macht die dort lebende Familie obdachlos. Im März 2006 unterstützt die Wehr nachhaltig die Bergung der sterblichen Überreste des Piloten sowie der Reste der britischen Gloster Meteor, die im Sommer 1947 in das Tal der Norderbeste gestürzt ist.

Die Gemeinde Sülfeld anerkennt die Leistungen ihrer Wehr und kommt den ständig steigenden Anforderungen hinsichtlich der Fahrzeug- und Geräteausstattung für Ihre Wehren nach: im März 2013 übergibt Bürgermeister Volker Bumann der Sülfelder Wehrführung die Schlüssel für ein fabrikneues HLF 20.

Unter der Leitung von Manja Krysiak und Jacqueline Asmussen gründet sich im November 2013 die Jugendfeuerwehr der Gemeinde Sülfeld,

Aufnahme finden hier auch die Jugendlichen aus den beiden übrigen Ortswehren Borstel und Tönningstedt.

Neben der nachbarschaftlichen Löschhilfe, im Ernstfall auch kreisübergreifend, beteiligt sich die Freiwillige Feuerwehr Sülfeld regelmäßig an den Feuerwehr-Veranstaltungen auf Gemeinde-, Amts- und Kreisebene, so hat die Wehr Sülfeld bereits mehrfach in der örtlichen Sporthalle die Kreisversammlung sowie das Kreiskonzert des Kreisfeuerwehrverbandes Segeberg ausgerichtet. Neben der Generalversammlung und dem traditionellen Grünkohlessen für alle Mitglieder und Gäste veranstaltet die Wehr und hier insbesondere der Musikzug der Wehr seit weit über 50 Jahren jeweils am 4. Advent das Adventsblasen unter dem Tannenbaum vor der Alten Schule, zwei Weihnachtsmänner beschenken die Lütten im Dorf, die Erwachsenen werden mit Wurst und Punsch verwöhnt. Aber auch der regelmäßige Dorfputz in der Gemeinde wird von der Feuerwehr organisiert, in dem Zusammenhang reinigen die Feuerwehrleute so nebenbei auch die Storchennester im Dorf, mit gutem Bruterfolg. Zudem werden der Volkstrauertag begleitet aber auch die Laternenumzüge der Kommune sowie der Kirchengemeinde.

FFW 2015
Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Sülfeld 2015.

Neben den eigentlichen Feuerwehrdienstpflichten erbringen wir Sülfelder Feuerwehrleute unter der Führung unseres Ortswehrführers John-David von Elm und des Gemeindewehrführers Karsten Gloede auch künftig gerne weiterhin diese Dienste als einer der Kulturträger in der Gemeinde Sülfeld, jederzeit stets treu und fest zu unserem Wahlspruch:

 Gott zur Ehr´ – dem Nächsten zur Wehr

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